Psychisch gesund bleiben am Arbeitsplatz

pro mente fordert: „gut gestaltete Arbeit für alle!“

Am diesjährigen „Welttag für psychische Gesundheit“ (10. Oktober 2023) setzte die pro mente gruppe kärnten ihren Schwerpunkt auf das Thema „Arbeit und Ausbildung“. Was sind die psychischen Krankmacher am Arbeitsplatz, wie hilft pro mente Jugendlichen und Erwachsenen beim Einstieg bzw. Wiedereinstieg in den Berufsalltag und was kann präventiv getan werden, um im Arbeitsalltag psychisch gesund und fit zu bleiben. Mit einer großangelegten Straßenaktion sowie diversen Programmpunkten in den Einrichtungen, hat man an diesem Tag auch die Öffentlichkeit über dieses Thema entsprechend informiert.

Der Welttag für psychische Gesundheit (englisch World Mental Health Day), ist ein Aktionstag, der von der World Federation for Mental Health (WFMH) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen wird. Er soll auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam machen, Informationen über psychische Krankheiten zugänglich machen und die Solidarität mit psychisch Kranken und ihren Angehörigen ausdrücken.

Psychische Krankmacher in der Arbeit

Immer mehr Menschen klagen über krankmachende psychische Belastungen am Arbeitsplatz: Zu viel Arbeit bei zu wenig Zeit, eine dünne Personaldecke, Umstrukturierungen, Stress am Arbeitsplatz und vieles andere mehr kennzeichnen den Arbeitsalltag vieler Arbeitnehmer: innen. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die vierthäufigste Ursache von Krankenständen in Österreich. Wissenschaftliche Prognosen sagen voraus, dass ab 2030 psychische Erkrankungen weltweit die häufigste Ursache von Krankheitslast darstellen.

Die Ergebnisse der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria (2022, Zahlen aus 2020), zeigen:

• 60 % der Erwerbstätigen fühlen sich am Arbeitsplatz mindestens einem psychischem Gesundheitsrisiko ausgesetzt.
• Als größtes arbeitsbezogenes Gesundheitsrisiko wird am häufigsten starker Zeitdruck bzw. Arbeitsüberlastung angegeben:  38,3 % berichten, in ihrer Arbeit unter starkem Zeitdruck zu leiden bzw. überlastet zu sein.
• Von gut einem Drittel der Befragten wird der Umgang mit schwierigen Personen als Risikofaktor angeführt.
• Auch schlechte Kommunikation/Zusammenarbeit, fehlender Einfluss auf das Arbeitstempo und unsichere Beschäftigungsverhältnisse werden als Risikofaktoren genannt.
• 4,1 % der Befragten berichten, in ihrer Arbeitsumgebung von Gewalt bedroht oder durch Mobbing (3,2 %) belastet zu sein.

Die pro mente gruppe kärnten hilft beim Einstieg/Wiedereinstieg in den Beruf

Die gemeinnützigen Vereine pro mente kärnten und pro mente: kinder jugend familie engagieren sich seit vielen Jahren dafür, die psychosoziale gemeindenahe Versorgung und Unterstützung zu verbessern. Ein Querschnittsthema innerhalb der pro mente gruppe kärnten sind Weiterbildung und Arbeit. Die Palette der Unterstützungsmöglichkeiten ist breit und reicht von fähigkeitsorientierter Beschäftigung (stundenweise Arbeit) bis hin zu Dauerarbeitsplätzen. Unter dem Namen Arbeitsprojekte bietet pro mente kärnten in Klagenfurt, Wolfsberg, Villach und Spittal Dienstleistungen rund um Wäscherei, Reinigung, Schneiderei, Gartenservice, Textildruck und vieles andere mehr an. Für Jugendliche gibt es vorbereitende Angebote, um fit für eine Lehrstelle zu sein, sowie die Möglichkeit der Absolvierung einer Lehre. Hier sind die Einrichtungen Vormodul und AusbildungsFIT, sowie der altstadtmarkt in Wolfsberg und die Tischlereiwerkstätte KRETHA in Spittal an der Drau zu erwähnen. Abgerundet wird das Angebot durch das Berufstraining Klagenfurt und dem Arbeitstraining Villach, wo Klient:innen mit fachlicher Unterstützung wieder in die Arbeit integriert werden. Das Anliegen der pro mente gruppe kärnten sei es, so Obmann Univ.-Doz. Dr. Georg Spiel, „Übergänge zwischen den einzelnen Projekten zu ermöglichen, um sozusagen sukzessive die Klient:innen an den Arbeitsmarkt heranzuführen“.

Reha-Klinik

Übergeordnetes Ziel der psychiatrischen Rehabilitation nach dem WHO - Modell ist es, die bestmögliche Gesundheit im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells, die sogenannte Restitutio ad Optimum, mit Unterstützung des multidisziplinären Rehabilitationsteams zu erreichen. „Im Sinne der ICF, der international classification of functioning, disability, and health werden hier an der Klinik nicht nur Diagnosen behandelt, sondern der ganze Mensch, dies umfasst auch eine bestmögliche Integration in das berufliche Umfeld.“ berichtet Prim. Dr. Christoph Wassermann. Die Schwerpunkte des 6-wöchigen stationären Aufenthaltes liegen neben der Behandlung der Diagnose, in der Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit sowie einer Verbesserung der Teilhabe mit dem Ziel Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wieder zu erreichen.

Aktionen am Welttag der psychischen Gesundheit (10. Oktober)

KUNDGEBUNGEN IN KLAGENFURT, VILLACH UND WOLFSBERG

07.00 bis 08.30 Uhr

Mitarbeiter:innen und Klient:innen werden frühmorgens mit Warnwesten und Tafeln ausgestattet an vier befahrenen Kreuzungen in Klagenfurt, Villach und Wolfsberg auf den „Tag der psychischen Gesundheit“ hinweisen, und Tipps geben, wie man sich am Arbeitsplatz psychisch gesund hält.

TAG DER OFFENEN TÜR

 AusbildungsFit Unterkärnten/Völkermarkt (Bürgerlustgasse 1, 9100 Völkermarkt)

AusbildungsFit ist ein Projekt für jene jungen Menschen, die Unterstützung für ihre berufliche oder schulische Ausbildung suchen.

09.00 bis 14.00 Uhr:

Besucher:innen können in der Wissenswerkstatt, der Kreativ- oder Holzwerkstatt sowie in der Küche gemeinsam mit den Teilnehmer:innen aktiv werden und selbst etwas herstellen. Sie können sich über die Angebote Coaching, Wissenswerkstatt, Training und Sport informieren.

Vormodul und AusbildungsFit Klagenfurt (Völkermarkterstraße 97, 9020 Klagenfurt)

Vormodul und AusbildungsFit Klagenfurt unterstützt Jugendliche und (junge) Erwachsene bei der Erlangung einer Tagesstruktur und der Förderung von arbeitsrelevanten Fähigkeiten und Fertigkeiten.

10.00 Uhr bis 13.00 Uhr

Eine Besichtigungstour durch die Räumlichkeiten vom Vormodul und AusbildungsFit Klagenfurt mit kleinen kulinarischen Köstlichkeiten aus dem Hauswirtschaftsbereich sowie kleine handgemachte Präsente aus dem Kreativ- und Designbereich sowie Metall- und Holzbereich.

Tagesstätte SALUTO Wolfsberg (Völking 13, 9431 St. Stefan)

Fähigkeitsorientierte Beschäftigung und altersgemäße Entwicklungsunterstützung inkl. umfassende soziale, kulturelle und berufliche Teilhabe für Jugendliche und junge Erwachsene, im Alter von 15 bis 25 Jahren, die von Beeinträchtigungen, insbesondere psychischen Störungen, betroffen sind.

10.00 bis 13.00 Uhr:

• TAG DER OFFENEN TÜR (Führung durch die Tagesstätte, Infos über Ziele, Fragen)
• Kochworkshop (gemeinsame Zubereitung von kleinen Mahlzeiten)
• Teilnahme an einem Kreativ-Projekt (Bastelarbeiten)

Berufstraining (Morogasse 16, 9020 Klagenfurt)

Das Berufstraining ist eine berufliche Rehabilitationsmaßnahme mit dem Ziel der psychischen Stabilisierung, der (Wieder-)Herstellung der Arbeitsfähigkeit und somit der Verbesserung der Chancen am Arbeitsmarkt für Menschen, die aufgrund von psycho-sozialen Problemen benachteiligt sind.

10.00 bis 14.00 Uhr

Besucher:innen können das Berufstraining und unser engagiertes Personal persönlich kennenlernen. Informieren Sie sich über Angebote und Inhalte der beruflichen Rehabilitation, werfen Sie einen Blick in unsere Räumlichkeiten und tauschen Sie Erfahrungen bei Kaffee und Kuchen aus.

Im Gespräch mit Mitarbeiter:innen der Reha-Klinik können Sie sich einen persönlichen und genauen Überblick zu Zielen, Schwerpunkten und therapeutischen Angeboten der Reha-Klinik verschaffen.

Reha-Arbeitstraining (Italienerstraße 27, 9500 Villach)

Im Reha-Arbeitstraining erhalten Teilnehmer:innen die Möglichkeit, sich innerhalb von 15 Monaten psychisch und physisch zu stabilisieren um entweder eine Ausbildung zu absolvieren/abzuschließen, oder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.   

 10.00 bis 14.00 Uhr:

• Infostand vor dem Arbeitstraining
• Flyeraktion in der Innenstadt und bei Praktikumsbetrieben

Seminar „Erste Hilfe für die Seele“ für Führungskräfte

Führungskräfte sollten Anzeichen psychischer Schwierigkeiten ihrer Mitarbeiter:innen am besten im Anfangsstadium erkennen und rechtzeitig darauf reagieren können. Je früher mit den Betroffenen das Gespräch gesucht wird, desto eher kann geholfen werden.  Das Richtige zu tun hilft, menschliches Leid zu vermeiden. Im 4-stündigen Seminar „Erste Hilfe für die Seele“ lernt man die Anzeichen psychischer Erkrankungen frühzeitig wahrzunehmen bzw. übt in Rollenspielen und Diskussionen, das Erste-Hilfe-Gespräch mit Mitarbeiter:innen zu führen. Dadurch lassen sich längere Krankheitsverläufe reduzieren, die psychische Gesundheit wird gestärkt und Wissen über Unterstützungsangebote kann weitergegeben werden. Alle Seminar-Termine und Angebote von „Erste Hilfe für die Seele“ sind auf www.pro-mente.at/seminar zu finden.

So bleibt man in der Arbeit psychisch gesund

Ein Job ist wichtig und gut für die psychische Gesundheit: eine Aufgabe zu haben, Wertschätzung zu erhalten, soziale Kontakte zu Kolleg:innen pflegen – all das trägt zum geistigen Wohlbefinden bei. Und damit Arbeit nicht krank macht, gibt es ein paar leicht umsetzbare Tipps für den Arbeitsalltag:

• Legen Sie genügend Ruhepausen (Mittagspause, …) ein, um die Arbeit bewusst zu unterbrechen (nicht vor dem PC essen). Dies ist wichtig für Regeneration und Produktivität.
• Schaffen Sie einen Ausgleich zwischen angenehmen und weniger angenehmen Tätigkeiten.
• Zeit-/Selbstmanagement „Was ist wichtig, was ist dringend“ – setzen Sie Prioritäten
• Grenzen erkennen und aufzeigen: Sprechen Sie diese an und lernen Sie sich fachliche Hilfe zu suchen
• Work-Life-Balance: ein gefüllter Arbeitstag soll für Sie mit einer wohltuenden Erholung (Zeit für sich, Bewegung, …) enden.
• Nehmen Sie nicht alles zu persönlich!
• Gehen Sie mit sich und anderen wertschätzend um! Der große Mahatma Gandhi hat es auf den Punkt gebracht: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt." Wer sich wünscht, von anderen besser behandelt zu werden, sollte selbst gut zu seinen Mitmenschen sein. Denn das, was wir aussenden, bekommen wir auch zurück. Eine erste Veränderung könnte sein, öfter zu lächeln.
• Hören Sie in sich hinein! Haben Sie den Mut, auch einmal Nein zu sagen
• Seien Sie offen für Neues!
• Ärgern Sie sich nicht über Dinge, die Sie nicht ändern können!
• Nehmen Sie sich digitale Auszeiten (nicht jedes E-Mail muss innerhalb von ein paar Minuten beantwortet sein, nach der Arbeit nicht Mails am Smart-Phone checken, usw.)
• Unrealistische Erwartungen sollten Sie begraben
• Arbeitsatmosphäre: B. Tageslicht, Pflanzen, Beleuchtung, Raumtemperatur, ergonomische Arbeitsplätze
• Soziale Entspannung: z. B. Abbau von Hierarchien, verbesserte Kommunikationswege, Stärkung des Teamzusammenhalts, Bewusstheit im Umgang mit Fehlern, Kritik und Konflikten